Sie befinden sich auf der Website des HörEltern e.V., welcher am 9. Juli 2017 in den HörEnswert e.V. überging. Die hier verfügbaren Informationen werden daher seit Juli 2017 nicht mehr aktualisiert, bleiben jedoch als Archiv auf dem Server. Bitte berücksichtigen Sie dies bei Ihrer Recherche.

Das Web-Portal unseres Nachfolgers HörEnswert, der Vereinigung junger Menschen mit Hör-Handicap in Nordbayern e.V., finden Sie direkt unter www.hoerenswert.org. Schauen Sie doch mal dort vorbei!

Studium mit Cochlea-Implantat und Hörgeräten?

Die gute Nachricht lautet: „Ja, es ist möglich!. Zwar kostet es aufgrund des Kommunikations- und Verständnisdefizits deutlich mehr Anstrengung und Arbeit als für Normalhörende, doch die Bedingungen eines Hochschulstudiums sind für Schwerhörige heute tatsächlich schaffbar.

Wichtig ist hierbei jedoch eine gute Vorbereitung. Als Tipps wären insbesondere zu nennen:

  • Studieninformationstage nutzen: Viele Hochschulen bieten speziell für Studieninteressierte Informationsveranstaltungen, Schnuppertage oder einen „Tag des offenen Hörsaals“ an. Hier gilt es Uniluft zu schnuppern - und insbesondere zu testen, wie die Professoren auf die Notwendigkeit des Tragens der FM-Anlage reagieren. Zudem kann man bereits hier weitere Fragen zum Studiengang direkt klären.
  • Information vorab: Zumindest mit dem für die Studiengangskoordination zuständigen Professor sollte man bereits vor Beginn des Studiums Kontakt aufnehmen und diesen über die Besonderheiten, wie z.B. das Tragen der FM-Anlage und die Notwendigkeit des Lippenablesens informieren.
  • Zulassung zum Studium: Noch bevor es überhaupt los geht kann für hörgeschädigte Studieninteressierte beispielsweise bei zulassungsbeschränkten Studiengängen ein Nachteilsausgleich erwirkt werden. Möglich ist hier sowohl die Verbesserung der Abiturnote, als auch eine Gutschrift von Wartesemestern.
  • Hilfsmittel: Ein gerade im Hörsaal in der Regel unentbehrliches Hilfsmittel ist die FM-Anlage, die es ermöglicht, den Professor akustisch optimal zu verstehen. Die von uns gemachten Erfahrungen zeigen, dass das zusätzliche Mikrofon von den Dozenten in der Regel problemlos getragen wird - auch dann, wenn er sich schon mit dem Hörsaalmikrofon „herumschlagen“ muss. Übrigens: Studenten fallen bei der Finanzierung von FM-Anlagen durch alle Raster - Arbeitsagentur und Integrationsamt sind nicht zuständig, weil ein Studium weder eine Ausbildung noch Arbeitsstelle ist. Die (gesetzliche) Krankenkasse ist offiziell auch nicht zuständig, weil sie FM-Anlagen nur für Schulkinder bezahlt. Bei letzterer lohnt sich allerdings Hartnäckigkeit: uns sind mehrere Fälle bekannt, bei denen die Krankenkasse letztlich gezahlt hat, nachdem der Versicherung klar gemacht wurde, dass ein Studium nichts anderes als Schule ist - mit dem Unterschied, dass Schüler Studenten heißen und Lehrer Professoren genannt werden...
  • Induktionsschleifen: in den Hörsälen in vielen (neueren) Uni-Gebäuden sind inzwischen Induktionsschleifen für Hörgeschädigte eingebaut. In diesen Räumen wird die FM-Anlage überflüssig, das einfache Aktivieren der T-Spule an Hörgerät oder CI genügt. Leider fehlen häufig Informationen, welche Hörsäle über solche Anlagen verfügen - es empfiehlt sich, frühzeitig Kontakt zur Raumvergabe-Stelle und / oder dem Universitäts-Rechenzentrum aufzunehmen. Diese wissen meistens entweder direkt Bescheid oder können den Kontakt zur zuständigen Abteilung vermitteln.
  • Bildschirm-Präsentationen: Sehr viele Dozenten, insbesondere in den Ingenieur- und Naturwissenschaften, setzen heutzutage Präsentationen, z.B. mit PowerPoint, ein. Hier empfiehlt es sich, sicherzustellen, dass man diese auch dann bekommt, wenn der Professor sie nicht im Internet veröffentlicht.
  • Mitschriften: In manchen Vorlesungen ist es notwendig, den Vortrag des Dozenten schriftlich festzuhalten. Hier haben Schwerhörige häufig das Problem, dass ein gleichzeitiges Zuhören und Mitschreiben sehr problematisch und teils unmöglich ist. Empfehlenswert ist es hier, sich die Aufzeichnungen eines Kommilitonen zu kopieren. Darüberhinaus gibt es die Möglichkeit, spezielle Mitschreibkräfte zu beantragen. Erwähnenswert sind auch Angebote wie das Schriftsprachdolmetschen via Internet.
  • Nachteilsausgleich: Bei einer Hörbehinderung ist bei mündlichen wie schriftlichen Prüfungen in aller Regel ein Nachteilsausgleich in Form einer Zeitverlängerung für mündliche und schriftliche Prüfungen sehr sinnvoll.
  • Behindertenbeauftragte: gibt es für Studierende inzwischen an jeder Hochschule, darauf verlassen sollte man sich aber nicht. Ist der Behindertenbeauftragte fit und kennt sich aus, so kann er dem Studierenden mit Handicap einiges an eigener Recherche-Arbeit ersparen.
  • Studiengebühren sind inzwischen (glücklicherweise) abgeschafft. Für hörgeschädigte Studierende war hier eine Befreiung von der Zahlungspflicht möglich.

Studiengänge

Gibt es Studiengänge, bei denen schon Erfahrungen vorliegen? In der Tat, die gibt es. Auf der Homepage der Berufs- und Studienbegleitenden Beratung für Hörgeschädigte (BEST) finden sich Erfahrungsberichte zu verschiedenen Berufszweigen und Studiengängen. Desweiteren finden sich auch bei der Bundesarbeitsgemeinschaft Hörbehinderter Studenten und Absolventen e.V.  interessante Berichte.

Auch wir sammeln entsprechende Berichte:

  • Elektrotechnik & Informationstechnik (FH), Vortrag von Kilian Deichsel auf dem Studieninformationstag am 12.02.10 an der Samuel-Heinicke-FOS München

Infotag zum Studium mit Hörbehinderung am 20.10. an der Uni Bayreuth

Am 20. Oktober 2012 fand ein Informationstag unter dem Titel "Perspektiven und Chancen hörgeschädigter Kinder und Jugendlicher" an der Universität Bayreuth statt. Einer der Schwerpunkte der Veranstaltung lag dabei im Studium mit Hör-Behinderung.

Weitere Informationsquellen

Insbesondere für Bayern gibt es die Berufs- und Studienbegleitende Beratung für Hörgeschädigte (best). Dabei handelt es sich um ein Service-Angebot der Samuel-Heinicke-Fachoberschule München. Auf der Website finden sich zahlreiche wichtige Informationen rund um das Studium mit Hör-Handicap.

Gateway ist eine bundesweite Informations- und Kommunikationsplattform für hör- und sehgeschädigte Studierende sowie Hochschulabsolventen. Sie enthält Informationen über den Einstieg in ein Studium, rund um das Studium und den erfolgreichen Start in die akademische Arbeitswelt. Es handelt sich dabei um ein Kooperationsprojekt, an dem u.a. die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen und das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) beteiligt sind.

Anlaufstellen für Studierende mit Handicap an den Hochschulen in Oberfranken

Ansprechpartner im HörEltern e.V.

Wenn Du Fragen zum Studium mit CI und Hörgeräten hast, kannst Du diese gerne mit uns klären:

  • Kilian Deichsel - Studium der Elektro- und Informationstechnik, Studium an Fachhochschulen, speziell auch zum Studium an der Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg - kilian.deichsel(at)hoereltern.de
  • Johannes Lottes - Studium der Feinwerktechnik / Mechatronik, Studium an Fachhochschulen, speziell auch zum Studium an der Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg - johannes.lottes(at)hoereltern.de
  • Carsten Schaller - Studium der Geoökologie (Umweltnaturwissenschaften), Studium an Universitäten, speziell auch zum Studium an der Universität Bayreuth und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster - carsten.schaller(at)hoereltern.de

Für viele weitere Studiengänge und Hochschulen können wir darüberhinaus auch Kontakte zu hörgeschädigten Studenten und Absolventen vermitteln. Meldet euch bei uns: vorstand(at)hoereltern.de.